“Wir lassen uns nicht erpressen“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) einleitend im Hinblick auf Wladimir Putin. Russland sei kein verlässlicher Partner mehr, dieser Wahrheit müsse man ins Auge blicken, hält die Ministerin fest. Man tue alles Mögliche, um sich abzusichern. Die Speicherstände in den österreichischen Speichern sei um 70 Prozent gefüllt, die Abhängigkeit von russischem Gas sei massiv gedrückt worden. Diese Unabhängigkeit soll nun weiter ausgebaut werden, indem die Bevölkerung mithilft. Die Kampagne soll bis März laufen und trägt den Titel „Mission 11“. Sie richte sich vor allem an jene Menschen, denen es „möglich sei“, Energie zu sparen, betont Gewessler. Heizkörper herunterdrehen, den „Deckel auf dem Topf lassen“ und 10 km/h langsamer fahren: alles Maßnahmen, die laut der Ministerin von „allen“ durchführbar sind. Die Optionen würden sich je nach der jeweiligen Wohnsituation unterscheiden. Jene, die die Möglichkeit dazu haben, das Haus zu sanieren oder andere Investitionen zu tätigen, sollten dies natürlich auch tun. Das Ziel sei es laut Gewessler „Energie zu sparen, damit am Ende genug für alle da ist“. Der Livestream vom Statement: Sollte der Stream nicht korrekt angezeigt werden, klicken Sie hier.
„Banale“ Maßnahmen für 11 Prozent Einsparung
Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) betont, dass für das effektive Energiesparen ein „Schulterschluss“ notwendig sei. Es brauche hier eine gute Zusammenarbeit von Regierung und Bevölkerung, um die Ziele erreichen zu können. Österreich habe einen „außergewöhnlichen Winter vor sich“, auf den es sich vorzubereiten gelte. Barbara Schmidt, Generalsekretärin von „Österreichs Energie“ fügt hinzu, wie wichtig die Verbreitung der Maßnahmen in der Bevölkerung sei. In den 1970er-Jahren sei es gang und gäbe gewesen, mit kleinen Tricks den eigenen Energieverbrauch zu senken. Das sei seither in Vergessenheit geraten, mittlerweile aber wieder dringend notwendig. Österreichs Energie unterstütze daher die Kampagne und die Maßnahmen. Diese würden vielleicht auf den ersten Blick „banal“ wirken, seien aber essenziell, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen. Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, legt dar, welche Daten der Kampagne zugrunde liegen. Man habe in einer Matrix verschiedene Beispielhaushalte analysiert, um zu sehen, wie viel Energie mit den Maßnahmen aus der Kampagne eingespart werden könne. Die Österreichische Energieagentur habe einen Wert von 11 Prozent errechnet, der einsparbar sei – daher der Name der Kampagne. Die wichtigsten Maßnahmen laut Angerer: Den eigenen Stromverbrauch nachverfolgen, den Verbrauch von Geräten überprüfen und die Raumtemperatur in Haus oder Wohnung abzusenken. Abschließend gibt die Regierung einen Einblick in die Kampagne. Der Werbespot ist kurz, bunt und von starken Bässen unterlegt. „Sei ein Warmduscher“, „Sag Bye zu Standby“ oder „Schluss mit lüftig“ wird darin etwa nahegelegt, die Botschaften in großen Leuchtbuchstaben und Symbolen über den Bildschirm verteilt. Der Spot ist aber nur ein Teil der gesamten Kampagne. 3,6 Millionen Euro nimmt die Regierung in die Hand, die etwa auch in Form von Flyern an die jeweiligen Haushalte gelangen sollen. Zudem sei ein Paket in Planung, dass sich an Betriebe und Unternehmen richtet. Jenes könne auch verbindliche Maßnahmen beinhalten, räumt Ministerin Gewessler ein. Schritte wie eine „Stromsperrstunde“ seien denkbar. Auch das 19-Grad-Limit in öffentlichen Gebäuden, sei nach wie vor geplant. (APA)