Energiekrise: Wer Solaranlagen hat, kann in den nächsten Jahren mit viel Geld rechnen

Die drohende Energieknappheit ist auch eine Chance: Experten glauben an einen Solarenergie-Boom. Haushalte mit einer Solaranlage auf dem Dach können sich bald über viel Geld freuen. Tel Daniel Graf Claudia Bloomer 1/8 Wer in Solaranlagen auf seinem Dach investiert hat, profitiert jetzt: Einerseits, weil er den teurer gewordenen Strom nicht mehr kaufen muss. andererseits, weil sie ungenutzten Strom zu einem deutlich höheren Preis ins Netz einspeisen kann. (Bild: Ein Unternehmen, in dem Menschen sich gegenseitig helfen, Solarmodule auf dem Dach zu installieren, wodurch die Installationskosten gesenkt werden.) Tamedia Eine durchschnittliche Solaranlage in einem Privathaus produziert pro Jahr so ​​viel Strom, dass der Besitzer nach Abzug des Eigenverbrauchs rund CHF 1000 pro Jahr mehr verdient, weil er den Strom zu einem höheren Preis verkaufen kann. Tamedia Norbert Rücker, Energiespezialist bei Julius Bär, erwartet durch die Krise eine Explosion bei Photovoltaikanlagen. Davon profitierten nicht nur die Privatwirtschaft, sondern auch die Ziele der Bundesregierung zum Ausbau erneuerbarer Energien. Privatgelände

Die Energiekrise birgt nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen. Experten rechnen mit einem großen Boom der erneuerbaren Energieerzeugung. Dies ist nicht nur ein gesamtgesellschaftlicher Vorteil, sondern auch wirtschaftlich attraktiv für den Einzelnen. Wer in den letzten Jahren in eine Solaranlage investiert hat, profitiert nun doppelt: Er spart hohe Energiekosten durch die Eigenversorgung und erwirtschaftet ein zusätzliches Einkommen, weil er den nicht benötigten Strom teurer verkaufen kann.

In den letzten Jahren wurde die Solarenergie in der Schweiz rasant ausgebaut – doch seit einigen Monaten boomt sie wie verrückt. Im Jahr 2000 produzierten Solaranlagen in der Schweiz noch 11,2 Gigawattstunden, 2021 waren es über 2800. Damit produziert die Schweiz heute rund 250 Mal mehr Sonnenenergie als vor 20 Jahren. Oder um es in Bildern auszudrücken: Letztes Jahr gab es in der Schweiz Solaranlagen mit einer Gesamtfläche von 3000 Fussballfeldern, was einer Verdoppelung gegenüber 2019 und fast einer Verdreifachung gegenüber 2017 entspricht. Und der Boom geht weiter: Das Bundesamt für Energie ( BFE) erwartet, dass dieses Jahr ein weiteres Gigawatt Solarstrom produziert wird. Damit werden die Solaranlagen in der Schweiz insgesamt rund 4500 Gigawattstunden produzieren. Das sind laut Bundesenergieverwaltung etwa sechs bis sieben Prozent des Gesamtverbrauchs von 58.000 Gigawattstunden. Der Solarausbau ist jetzt auch für Privatpersonen attraktiv: Wer investiert hat, gehört jetzt zu den Gewinnern. Bisher zahlten Energieunternehmen meist nur wenige Cent pro Kilowattstunde Solarstrom, jetzt sind es bereits 20 Cent oder mehr. Ein Einfamilienhausbesitzer mit einer 70 Quadratmeter grossen Solaranlage, die durchschnittlich 9600 Kilowattstunden pro Jahr produziert, spart einerseits hohe Stromkosten und erwirtschaftet andererseits ein jährliches Einkommen von rund 1000 Franken für die Strom, den er ins Netz einspeist.

“Jetzt kann der Markt es über Nacht tun”

Norbert Rücker, Energieexperte bei Julius Bär, sagt: «Der Strom, den Privathaushalte mit Solaranlagen bei Überproduktion ins Netz einspeisen, wurde in den letzten Jahren zu Spottpreisen bezahlt.» Das soll sich nun ändern: „Steigende Preise am Strommarkt werden dafür sorgen, dass Stromunternehmen höhere Preise zahlen.“ Er rechnet damit, dass die Krise zu einer Explosion bei Photovoltaikanlagen führen wird: “Davon wird die Energiestrategie 2050 profitieren.” Dieser Ausbau könne durch eine vollständige Marktöffnung weiter beschleunigt werden: „Wenn private Haushalte ihren Strom dort verkaufen können, wo sie den besten Preis erzielen, ist das ein weiterer Anreiz, eine PV-Anlage zu bauen.“ In den Nachbarländern könne man beobachten, wie der freie Markt Innovationen gefördert habe, sagt Rücker. Patrick Dümmler, Energieexperte bei Avenir Suisse, sagt: „Der Anreiz zum Sparen ist hoch und Energieeffizienz wird wirtschaftlich interessant. Der Energiemarkt schafft fast über Nacht, was Hunderte von staatlich bezahlten Energieberatern in den letzten Jahrzehnten nur teilweise erreicht haben.” Für Dümmler ist klar: „Die Preise werden in den nächsten drei Jahren kaum sinken. Daher sollten Solaranlagenbesitzer noch eine Weile von den hohen Preisen profitieren.“ Wie hoch die Gebühr steigen könnte, ist äußerst schwer vorherzusagen. Eine notwendige Bedingung für viel höhere Löhne ist eine vollständige Öffnung des Marktes und intelligentere Systeme. Dümmler erklärt: „An einem sonnigen Sommertag wird europaweit viel Sonnenenergie erzeugt. Dann hat es entsprechend wenig Wert.“ Im Idealfall könnte ein Privathaushalt diesen Strom mit einer Photovoltaikanlage speichern, beispielsweise in der Batterie eines Elektroautos. „Nachts oder im Winter, wenn weniger Sonnenenergie produziert wird und mehr Energie benötigt wird, würden die Verbraucher mehr bezahlen. Könnte sich der private Erzeuger auch den Meistbietenden aussuchen, wären auch bis zu 40 cm pro Kilowattstunde denkbar“, sagt Dümmler. Leider ist die Schweiz diesem Idealzustand weder technisch noch politisch nahe.

3000 Windräder könnten es schaffen

Großes Potenzial sieht die Bundesregierung auch in der Windkraft. «Theoretisch könnte fast die Hälfte des Strombedarfs der Schweiz durch Windkraft gedeckt werden», sagt Marianne Zünd vom Bundesamt für Energie. „Wenn wir nur 30 Prozent nutzen würden, bräuchten wir 1.000 moderne Windkraftanlagen.“ Zum Vergleich: Im benachbarten Baden-Württemberg, das etwas kleiner ist als die Schweiz, sind knapp 800 Windkraftanlagen in Betrieb – in der Schweiz sind es 41.

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