Die meisten Hofburg-Bewerber distanzierten sich deutlich von Van der Bellen und kritisierten seine Ablehnung der “Im Zentrum”-Debatte. Dies begründete das Präsidium gegenüber dem ORF damit, dass seine Vorgänger als Amtsinhaber ebenfalls nicht diskutiert hätten. An diese Tradition wollte er anknüpfen, um die Würde des Amtes zu wahren. Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle kann diese Entscheidung nachvollziehen: „Manche Kandidaten wollen eine Memorandum-Voting. Van der Bellen will Maßnahmen wie das Coronavirus nicht verteidigen, mit dem er nichts zu tun hat.” APA/Tobias Steinmaurer Sechs Kandidaten beteiligten sich an der Debatte (vlnr): Grosz, Wlazny, Rosencrantz, Wallentin, Brunner, Staudinger
Qualifikation für die Hofburg
Im Gegensatz zu Van der Bellen betonten die Kandidaten in der Debatte immer wieder ihre Nähe zur Bevölkerung und begründeten damit auch ihre Qualifikation für das Amt des Bundespräsidenten. Er habe Kontakt zu den Menschen und kenne ihre Probleme, sagt FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz. Rechtsanwalt Tassilo Wallentin setzt auf „einfache Lösungen“. Auch Michael Brunner (MfG) sieht sich für das Amt des Bundespräsidenten geeignet, weil er aus der Bevölkerung kommt und sie kennt: „Wenn ich Bundespräsident werde, werde ich die Menschen notfalls wieder auf die Straße bringen. öffentliche Diskussion
Wie spannend werden die Hofburg-Wahlen?
Sein abwechslungsreicher Lebenslauf – Arzt, Musiker, Kaufmann – habe ihn für die Hofburg qualifiziert, so Dominik Wlazny unter dem Pseudonym Marco Pogo: „Bundespräsident kann man nicht studieren.“ Der Schuhunternehmer Heinrich Staudinger sieht sich aufgrund seiner jahrzehntelangen Tätigkeit in der Realwirtschaft als geeigneten Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten. Blogger Gross begründet seine Kandidatur lapidar und lapidar: „Ich bin mutig und verstecke mich nicht.“
Sie streiten über Neutralität
Bei der Neutralität fanden die Kandidaten keinen gemeinsamen Nenner. Während für Rosenkranz die Neutralität “in Walviertler Granit geätzt” ist und er einen Wirtschaftskrieg als “Verletzung der Neutralität” bezeichnete, forderte Wlazny eine Sicherheitsdiskussion: “Niemand wagt zu sagen, dass wir das noch einmal sehen sollten.” Bevölkerungsschutz ist für Staudinger die „Hauptaufgabe der Armee“. Das ist gut. Es war “verrückt”, wie es jetzt aufgerüstet wurde. Seine Vorbilder sind der Pazifismus und Mahatma Gandhi.
Option 22: IN THE CENTER Special – Positionen für Neutralität
Die Kandidaten diskutierten ihre Neutralität und Haltung dazu Brunner sieht für Österreich eine Vermittlerrolle wie in der Ära von Altkanzler Bruno Kraiski (SPÖ). Gross hingegen fordert eine bessere Ausrüstung des Militärs als “Feuerlöscher und für unsere Neutralität”. Wallentin fordert eine öffentliche Debatte über die vereinbarte EU-Eingreiftruppe: Wehrdienstverlängerung und Frauenverpflichtung sind für beide Kandidaten keine Option.
Debatte über den Austritt aus der EU
Die Positionen gegenüber der EU sind sehr unterschiedlich. Es sei “sinnlos”, über einen EU-Austritt zu reden, sagt Wlazny: “Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke.” Staudinger bezeichnete die EU als Friedensprojekt, aber sie habe Mängel. Ökologie zum Beispiel ist eine große Baustelle. Auch Wallentin denkt nicht an einen Abgang, sondern an einen Wechsel von innen. Noch nie gab es dafür eine bessere Gelegenheit. Die EU sei derzeit eine “reformbedürftige Umverteilungsmaschine gegenüber Krisenländern”. Gross hält nichts von Reformen. Er versprach in einer notariellen Urkunde, sich für ein Referendum einzusetzen, ob „dieses Konstrukt (Anmerkung: die EU) noch unser Europa ist“. Auch Brunner hält die EU für “nicht mehr reformfähig”. Es unterstützt ein Ausgabeskript. An einen Austritt dürfe niemand auch nur denken, sagte Rosenkranz: “Ich vermute, die EU wird sich selbst auflösen.”
Sanktionen: „alternativlos“ zu „sinnlos“
Die Meinungen zu Sanktionen gegen Russland sind weniger gemischt. Nur Wlazny bezeichnete es als „alternativlos“ und „eine moralische Verpflichtung“. Für Grosz ist das der “falsche Weg” und “vorgetäuschter Humanismus”. Wallentin ist unverbindlich, will aber die Österreicher über die Beendigung der Sanktionen abstimmen lassen. Brunner nannte die Sanktionen “dumm” und Rosenkranz erwirkte in diesem Zusammenhang Österreichs Neutralität. Staudinger sagte in diesem Zusammenhang: „Unser Wohlstand basiert auf der Ausbeutung von Natur, Tieren und Menschen, insbesondere in der Dritten Welt.“ Staudinger und Grosz debattierten in Doppeldebatten über das Ausländerwahlrecht und fanden in der Frage des Brückenschlags zwischen Geimpften und Ungeimpften grünes Licht wie Wlazny und Brunner. Fest steht, dass „vier Kandidaten im richtigen Umfeld fischen“, sagt Stainer-Hämmerle. Besonders deutlich wurde dies im Duell zwischen Rosencrantz und Wallentin um das Thema Klimaschutz und den Umgang mit einem möglichen Konflikt mit dem Bundeskanzleramt.
Wahl 22: IN THE CENTER Spezial – Frauen als Wählergruppe
Erstmals seit 1980 sind keine Frauen unter den Teilnehmern. In der Endrunde beantworten die Kandidaten, warum Frauen sie trotzdem wählen sollten
„Wir sollten alle Feministinnen sein“
Da erstmals seit 1980 nur noch Männer an den Hofburgwahlen teilnehmen, mussten sich die Kandidaten fragen, warum sollten Frauen sie wählen? Staudinger begründete dies mit seinem Engagement für Alleinerziehende. Auch Wallentin kennt dieses Problem als alleinerziehender Vater. Bruner verwies auf den Wunsch seiner Partei, Mutterschaft und Vaterschaft als Beruf anzuerkennen. Grosz wolle von Frauen und Männern gewählt werden „und alles dazwischen“, Rosenkranz als Bildungspolitiker sah in diesem Thema einen Fokus auf Mütter, und Wlazny sagte insbesondere in Bezug auf die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern: „Ich“ Ich bin Feministin. Solange diese Ungleichheit besteht, müssen wir alle Feministinnen sein.”