Während auf EU-Ebene Notregelungen für die Energiekrise ausgearbeitet werden – etwa durch Gewinnabstreifung und Schutzschirme – herrscht bisher bemerkenswertes Schweigen zu heiklen Themen wie einer möglichen Preisobergrenze oder gar verpflichtenden Sparquoten für Länder. Österreich arbeitet derweil an eigenen Wegen, die Sache in den Griff zu bekommen – und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) scheut sich nicht zu erwähnen, dass die Situation in Österreich im Winter schwierig werden könnte. Der Minister rät, jetzt wärmeres Bier zu trinken Gewessler erklärte am späten Sonntagabend gegenüber Moderator Martin Thür im ORF „ZIB2“, dass Haushalte und Unternehmen vor „enormen Herausforderungen“ stünden, die Krise aber auf nationaler Ebene nicht zu lösen sei. Warum wurde auf EU-Ebene nicht früher gehandelt? „Wir haben das Thema oft und lange diskutiert“, sagt Gewessler, der nun einen 5-Punkte-Plan vorlegt, der Maßnahmen wie die Reduzierung des Spitzenverbrauchs, einen „ersten Schritt“ zur Entkopplung von Strompreisen und Erdgas beinhaltet Dazu käme der sogenannte „Solidaritätsbeitrag“ für die Mineralkonzerne. Das Ministerium rät, die Rückstände abzukratzen, statt sie abzuwaschen „Wesentlich“ für eine mögliche Gaspreisobergrenze ist laut Gewessler, dass die Versorgungssicherheit in Österreich gewährleistet ist und Preismaßnahmen nicht zu noch mehr Gasverbrauch führen. Zudem sollen erneuerbare Energiequellen zügig ausgebaut werden. Warum kommt Österreich so langsam vom russischen Gas weg? Als er vor Monaten einen Plan vorstellte, sei ihm gesagt worden, wie er funktionieren solle, sagte der Minister. Die Abhängigkeit könne zwar von 80 auf 50 Prozent reduziert werden, aber dass Österreich immer noch von russischem Gas abhängig sei, sei “die bittere Wahrheit”. “Kaltes statt heißes Wasser!” Minister mit Aufruf zum Sparen „Dieser Winter wird kein Winter wie jeder andere“, sagt Gewessler, die Situation sei „hervorragend“ und es gehe um jede noch so kleine Maßnahme zum Energiesparen. Der Ausstieg aus Erdgas bis 2027 sei “extrem ambitioniert”, sagt Gewessler, “aber ich werde jeden Tag früher dafür kämpfen.” Zu einzelnen Sparmaßnahmen erklärte der Minister: Natürlich kann man versuchen, sich über alles lustig zu machen, aber die Summe jeder noch so kleinen Maßnahme macht einen Unterschied. Der sorgsame Umgang mit Energie sei nun das Gebot der Stunde und ab Montag werde eine Informationskampagne für Haushalte gestartet, so der Minister. Einer der Inhalte: In vielen öffentlichen Gebäuden soll die maximale Raumtemperatur 19 Grad betragen. Gewessler verteidigte die Strompreisbremse der Regierung sowie den Klimabonus für alle. Beide Parteien, ÖVP und Grüne, hätten sich darauf geeinigt, über Neid müsse nicht gesprochen werden, sagte Gewessler in Richtung Stimmen, die nun Zahlungen an Asylbewerber oder Inhaftierte kritisieren. Ihr sei es wichtig, dass die Hilfe schnell, unbürokratisch und ohne Antrag allen zugutekomme, so die Ministerin. Auf die Frage nach einem Schutzschild für Energiekonzerne zögerte Gewessler. Er will die entsprechende Entscheidung der EU-Kommission abwarten und dann entscheiden, was für die Unternehmen gebraucht wird. Nav-Account rfi Zeit11.09.2022, 22:19| Datum: 11.09.2022, 22:25 Uhr