Stellen Sie sich einen Fußballschiedsrichter vor. In Wirklichkeit wäre seine Hauptaufgabe, dafür zu sorgen, dass im Moment nichts aus dem Ruder läuft, sich an die Regeln zu halten und generell das Spiel vorausschauend am Laufen zu halten. Aber weil er in seiner Grundaufgabe nicht kompetent genug ist, übersieht er sowohl da draußen als auch dort. Weil ihm die schwächste Mannschaft leid tut, lässt er sie sogar mit einem Abseitstor davonkommen – und weil er Fouls lange falsch eingeschätzt hat und zudem den Unmut der Zuschauer fürchtet, gibt er die erste Rote Karte erst, wenn ein klarer Torraub bereits vorliegt mehrfach begangen worden. Aber er ist gnadenlos, wenn jemand auf das Feld spuckt. Und wenn ein Stück Rasen aus dem Boden gerissen wird, legt er es vorsichtig zurück. Die Europäische Zentralbank (EZB) war in den letzten Jahren so etwas wie ein Spielaufseher auf der Ebene der Geldpolitik. Sie kümmerte sich um viele Dinge, die nicht in ihre Hauptverantwortung fielen. Allerdings hat sie versehentlich oder vorsätzlich ihre einzige wirkliche Aufgabe vernachlässigt, nämlich die Gewährleistung von Preisstabilität im Euroraum. Heute wird das Wirtschaftsspiel empfindlich gestört durch die Hyperinflation, die natürlich andere Ursachen hat, und durch die eklatante Schwäche des Euro, der seit Jahresbeginn zwölf Prozent gegenüber dem Dollar abgewertet hat. Daran wird auch die demonstrativ scharfe Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte vom letzten Donnerstag nicht viel ändern, weil sie zu spät kommt. Anleger an der Börse sind übrigens die letzten, die sich über die Zahlungsunfähigkeit der EZB beschweren. Sie haben lange stark von der lockeren Geldpolitik profitiert. In der Zwischenzeit stehen natürlich auch sie vor der Herausforderung, Vermögen angesichts einer fast zweistelligen Inflation und eines angeschlagenen Aktienmarktes zu erhalten und aufzubauen. Der Investor Jeremy Grantham, der dafür bekannt ist, Finanzmarktblasen genau vorherzusagen, glaubt, dass trotz der diesjährigen Baisse nach der sommerlichen Bärenmarktrallye das Platzen der „Superblase“ kurz bevorsteht. Aber auch wenn er damit nicht Recht hat und bereits viele Abwärtsbewegungen eingepreist sind, ist generell davon auszugehen, dass der Markt angesichts der düsteren Konjunkturaussichten in Europa und den USA sehr volatil bleiben wird. Der einzige wirkliche Vorteil ist, wenn angenommen wird, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat. Das bedeutet nicht, dass Sie sich nicht mit der einen oder anderen Aktie als Ergänzung zu einem diversifizierten Portfolio positionieren können. Dafür haben wir die folgenden drei gefiltert.