Auf dem Höhepunkt dieses für Sparer so unangenehmen Phänomens in Deutschland zählte das Verbraucherportal Biallo 582 Banken mit Negativzinsen, Depotgebühren und Kreditkartengebühren. Jetzt sind nur noch sechs Institute übrig. Und davon hat zum Beispiel die GLS Bank in Bochum versprochen, sie zum Jahreswechsel abzuschaffen.

Sofort höhere Festgeldzinsen

Die Zinswende beschleunigt sich. EZB-Präsidentin Christine Lagarde kündigte am Donnerstag an, dass die Zentralbank die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte anheben werde, die größte seit Einführung des Euro-Bargelds. Konkret erhöhte sie den sogenannten Hauptrefinanzierungssatz, zu dem Banken Geld von der Zentralbank leihen können, von 0,5 auf 1,25 %. Der Leitzins, zu dem sich Banken über Nacht Geld leihen können, stieg von 0,75 % auf 1,5 %. Mit F+ im Abschnitt Jetzt 3 Monate lang unser F+ Digital Abo für nur 1€ pro Monat testen und Tickets für ein Heimspiel von Eintracht Frankfurt gewinnen. F+ LESEN UND GEWINNEN Und der Einlagensatz, den Banken auf ihre Einlagen bei der Zentralbank zahlen, stieg von 0 auf 0,75 Prozent. Für die Abschaffung der Negativzinsen für Sparer war vor allem der Einlagensatz verantwortlich – während der Hauptrefinanzierungssatz als eigentlicher Leitzins für die Geldpolitik gilt. Lagarde kündigte zudem an, dass die Zinsen bei den nächsten EZB-Sitzungen weiter steigen sollen. Die Investmentbank Goldman Sachs erwartet nun, dass der EZB-Rat auf der Sitzung im Oktober eine weitere Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte, im Dezember um 0,5 Prozentpunkte und im Februar um 0,25 Prozentpunkte beschließt. Auch die Bankzinsen sind nicht betroffen. Estlands Großbank etwa kündigte am ersten Tag nach der Zinssitzung der Zentralbank eine Erhöhung der Festgeldsätze an: von 1,5 auf 1,7 Prozent für ein Jahr und von 1,85 auf 2,1 Prozent pro Jahr für eine Laufzeit von vier Jahren . Mittlerweile sind die Festgeldzinsen auf durchschnittlich 0,62 Prozent für die Anlage pro Jahr gestiegen. Im Frühjahr waren es knapp über 0 Prozent. Tagesgeldsätze liegen im Durchschnitt bei 0,1 Prozent. Andererseits waren Negativzinsen auf Tagesgeldkonten bis vor Kurzem bei vielen Banken ab einer bestimmten Einlagengrenze üblich. Problematisch bleibt jedoch, dass die Inflation so hoch ist (zuletzt 9,1 Prozent im Euroraum), dass die Sparer real, also nach Abzug der Inflation, trotz leicht positiver Sparquoten hohe Verluste hinnehmen.