Virologe Christian Drosten rechnet „vor Dezember“ mit einer starken Coronavirus-Welle. ©APA/AP POOL/MARKUS SCHREIBER (Dateibild)
Virologe Christian Drosten rechnet mit einer starken “Fallwelle” von Coronavirus-Fällen “noch vor Dezember”. Bundesgesundheitsminister Lauterbach glaubt derweil nur an eine „moderate Welle“.
Neue Varianten des Coronavirus würden noch viele neue Krankheitsfälle verursachen, warnte der Leiter der Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Selbst bei leichten Erkrankungen wird dies voraussichtlich zu erheblichen Arbeitsausfällen führen.
Virologe Drosten fordert eine Vorbereitung von Politik und Wirtschaft
„Infizierte kommen vielleicht nicht ins Krankenhaus, aber viele sind eine Woche krank. Wenn es zu viele auf einmal sind, wird es zum Problem“, sagte Drosten. Deshalb muss sich die Politik besser vorbereiten. „Bevor so viele Menschen krank werden, dass man nichts mehr kaufen kann, die Krankenhäuser nicht mehr funktionieren oder keine Polizisten mehr am Bahnhof sind, muss man handeln“, sagte Drosten der „SZ“. Er forderte die Politik auf, jetzt auf einen Konsens hinzuarbeiten, „auf welche Signale man wie reagieren will“. Denn im „Notfall“ seien sofortige und durchaus drastische Entscheidungen nötig. Drosten rechnet unter anderem damit, dass das Tragen einer Maske in Innenräumen wieder notwendig wird. Auch der Wirtschaft riet er, sich mit Ersatzregelungen und Teambuilding auf eine Krankheitswelle vorzubereiten. „Ich gehe auch davon aus, dass es definitiv Betriebe geben wird, die für zwei Wochen schließen müssen.“
Bundesgesundheitsminister glaubt an eine moderate Corona-Welle
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erwartet für den Herbst nur einen „moderaten Anstieg“. In einem Interview mit der „Rheinischen Post“ (Samstag) zeigte sich der SPD-Politiker zuversichtlich, dass die Regierung „auf alle Szenarien sehr gut vorbereitet“ sei. „Wir werden die Coronavirus-Welle in diesem Jahr unter Kontrolle halten“, sagte Lauterbach und verwies auf das neue deutsche Infektionsschutzgesetz, das unter anderem die Verwendung von FFP2-Masken „in Bussen und Bahnen, im Fernverkehr, in Kliniken“ verbietet und Pflegeeinrichtungen und in Arztpraxen” bereitzustellen. „Wir müssen keine Schulen oder das Gastgewerbe mehr schließen“, sagte der Minister. Auch Lockdowns seien „nicht mehr gerechtfertigt“, es sei denn, es komme erneut zu einer Pandemiesituation. “Aber ich sehe die Gefahr nicht”, sagte Lauterbach.