Nach dem Tod von Queen Elizabeth II. wurden auch in Bern Flaggen auf Halbmast gehisst. Blick: Herr van Orsouw, wo waren Sie, als Sie vom Tod der Queen erfuhren? Michael van Orsouw: Es ist interessant, dass ich in einem Schloss war. Ich lese aus meinem neuen Habsburger-Buch Louise und Leopold auf Schloss Jegenstorf bei Bern. Eine königliche Lesung in königlichem Rahmen – und dann diese Botschaft. Das war seltsam. Was ist Ihnen als erstes in den Sinn gekommen? Herrgott! Der zweite Gedanke war: Jetzt ist sie bei ihrem Philip. Der dritte Gedanke: Verrückt, diese Frau war 70 Jahre lang Königin. Nichts hält so lange in unserer schnelllebigen Welt. Als Sie mit den Menschen dort über den Tod gesprochen haben – wie haben sie reagiert? Beim anschliessenden Apéro machte die Neuigkeit die Runde. Jetzt möchte ich sagen, dass alle geweint haben. Aber das ist nicht wahr. Experte für königliche Geschichte Michael van Orsouw (56) ist promovierter Historiker und Schriftsteller. Gemeinsam mit Judith Stadlin war er zeitweise Kolumnist: Die beiden Sprachakrobaten verwendeten nur echte Ortsnamen als Worte. Van Orsouw schreibt regelmäßig über historische Themen. Michael van Orsouw (56) ist promovierter Historiker und Schriftsteller. Gemeinsam mit Judith Stadlin war er zeitweise Kolumnist: Die beiden Sprachakrobaten verwendeten nur echte Ortsnamen als Worte. Van Orsouw schreibt regelmäßig über historische Themen. Und doch haben auch wir in der Schweiz eine emotionale Bindung zur Queen. Warum, es ist zu einer Institution geworden. Er ist länger im Amt, als mancher altert – das ist verrückt! Viele Generationen sind mit dieser Frau aufgewachsen. Aber sie war nie sehr nahbar, sie hat ihre Rolle immer sehr vorbildlich und tugendhaft erfüllt. Und all das Unglück, das dem Haus Windsor widerfuhr, trug er immer mit stoischer Ruhe. Gleichzeitig war sie selbst nie in Skandale verwickelt. Er war überhaupt kein normaler Mensch, aber er hatte ganz normale Probleme wie wir. Das macht es tröstlich. Wenn es um Basiliken geht, gibt es Erhabenheit und Erhabenheit, aber auch Abgründe. Das macht die Zusammenarbeit mit ihm so spannend. Es ist wie eine echte TV-Soap: Sie sehen, wenn die Königin auf die Jagd geht, wenn sie Probleme mit ihren Kindern hat … Doch bei ihrem Besuch in der Schweiz 1980 zeigte sich die Queen wieder distanzierter: Damals gab es Jugendunruhen in der Schweiz und gleichzeitig verübte die IRA viele Morde in Nordirland und England. So wurde die Königin versiegelt. So ist es nicht verwunderlich, dass sie neben ihrer zurückhaltenden Art auch ein distanziertes Bild von sich vermittelte. Von der Fahrt gibt es noch das Queen-Stübli auf dem Vierwaldstättersee-Dampfer «Stadt Luzern». Wird es nun ein Wallfahrtsort für Swiss Queen-Fans? Ich weiß nicht. Aber Sisis Denkmal in Montreux sollte ursprünglich auch ein Wallfahrtsort werden, an dem ständig Blumensträuße niedergelegt wurden. Aber es ist nicht so. Und so wird der Queen Salon wohl auch kein besonderer Ort sein – dafür dürfte die Beziehung enger gewesen sein. Was meinen Sie damit: Die Beziehung der Queen zur Schweiz war nicht sehr eng. Er war einmal dort und das war es. Ich glaube auch, dass sie die Schweiz nicht mochte – im Gegensatz zu ihrem Mann Philip, der oft in der Schweiz war: Er war Präsident des WWF und Präsident des Dachverbandes des Pferdesports. Beide waren in der Schweiz ansässig. Der neue König Karl III. kamen regelmässig für Skiferien nach Klosters. Macht ihn das für uns verständlicher, auf jeden Fall leichter zugänglich. Bei dem Lawinenunglück von 1977 wäre er fast ums Leben gekommen. Und trotzdem kam er immer wieder hierher zurück – Wahnsinn! Werden wir König Karl III.? Er hat einen großen Nachteil: Er wird nicht 70 Jahre lang König sein.