„Die meisten Gewässer sind nur zwischen zehn und vierzig Zentimeter tief“, sagt Thomas Hein, Professor für Hydrobiologie und Wasserwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Wasserflächen verschwinden heute fast vollständig unter Seerosenteppichen. „Das Ufer wächst hauptsächlich durch Wasserpflanzen und es bilden sich Schlammablagerungen, die dann austrocknen.“ ORF/Mayr Von der Oberfläche ist nicht viel zu sehen: Weil der Pegel so niedrig ist, breiten sich Wasserpflanzen ständig aus.

Gewässer könnten in den nächsten 20 Jahren verschwinden

Hydrobiologe Hein erwartet, dass diese Gewässer ohne künstliche Maßnahmen in den nächsten 20 Jahren komplett verschwinden werden. „Als Erstes braucht man – und das ganz schnell – eine Wasserleitung“, sagt der Wissenschaftler. Ein Vorbild dafür gibt es bereits in unmittelbarer Nähe: Nur wenige hundert Meter nördlich, in der oberen Lobau, sind die alten Arme bei Groß-Enzersdorf (Bereich Gänserndorf) gut gefüllt. Aber auch das war nicht immer so. Erst im Mai 2021 wurde frisches Donauwasser in die Obere Lobau eingeleitet. Der Wasseranschluss bestand jahrelang, war aber im Bereich Aspern lange Zeit gesperrt und die Obere Lobau ausgetrocknet. Seit die Zulaufleitung im Mai 2021 wieder frei war, sind auch die Becken bei Groß-Enzersdorf gut gefüllt.

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ORF Die Fischtreppe an der Stadtler Furt, auch “Elferl” genannt, führt wieder Wasser… ORF … letztes Jahr ist sie ausgetrocknet (Foto vom Januar 2021)

Voraussetzung: Wasser muss in der unteren Lobau weiter fließen

„Man kann es sich nicht vorstellen, aber diese Fischtreppe war komplett trocken“, sagt Groß-Enzersdorfs Umweltstadtrat Andreas Vanek (Grüne) gegenüber noe.ORF.at. Hinter ihm plätschert das Wasser wie ein Bergbach. Er hofft, dass auch die untere Lobau vom Wasserreichtum des Oberlaufs profitieren wird. Aus wasserhygienischen Gründen sei es derzeit aber nicht möglich, zu fließen, behauptet die Stadt Wien, die das Wasser in der Lobau sowohl in Wien als auch in Niederösterreich bewirtschaftet. „Im Bereich der unteren Lobau befinden sich fünf sehr wichtige Brunnen für die Wiener Wasserversorgung, die die Stadt Wien gerade an heißen Tagen mit Wasser versorgen“, erklärt Wiens Klima- und Forstdirektor Andreas Januskovecz. Die Stadt befürchtet, dass Oberflächenwasser die Brunnen zum Kochen bringen könnte. „Das Wasser kommt aus der Donau und kann kontaminiert sein“, sagt Januskovecz. ORF/Mayr Dieser Dammbalken ist die Grenze: Er blockiert den Wasserfluss von oben nach unten Lobau

Der Zufluss in die obere Lobau wird auf das Dreifache angesetzt

Umweltschützer bezweifeln, ob das Wasser tatsächlich eine Gefahr für die Brunnen darstellt. Ein Trinkwasserbrunnen in der Oberen Lobau, gespeist ab 2021 mit Oberflächenwasser aus der Lobau, soll neue Erkenntnisse liefern. „Bei diesem Brunnen in der oberen Lobau brauchen wir etwas Zeit, um zu beobachten, ob hier die Hygiene gewährleistet ist“, sagt der Forstdirektor und verspricht: „Dann beginnen die weiteren Schritte in der unteren Lobau.“ Bis es so weit ist, werden allerdings noch einige Jahre vergehen. In der Zwischenzeit wird die Wasserversorgung für den oberen Lombau wieder erhöht. Eine Leitung im Wiener Stadtteil Panozzalacke soll den Wasserzufluss der Quelle verdreifachen. Januskovecz erwartet, dass bei dieser Menge ein Teil des Wassers versickert und durch das Grundwasser in der unteren Lobau weiterfließt. Er macht sich keine Sorgen über Verunreinigungen, da sich das Wasser auf natürliche Weise selbst reinigt, wenn es fließt.