Die betroffene Bevölkerung wurde am Samstag direkt von den Behörden informiert. Über den Entscheid will die Nationale Genossenschaft für die Entsorgung radioaktiver Abfälle (Nagra) am Montag in Bern informieren.

Drei mögliche Standorte wurden diskutiert

Seit fast 50 Jahren sucht die Schweiz nach einem geeigneten Ort für die Endlagerung radioaktiver Abfälle. Dafür gab es zuletzt drei mögliche Standorte: Neben Nördlich Lägern waren dies Lagen im Zürcher Weinland und in der Region Jura Ost im Aargau. Legende: Standort des ehemaligen Tiefbrunnen Nagra Stadel 3 in Nördlich Lägern. KEYSTONE / Michael Buholzer Nord Lägern wurde vorübergehend zurückgezogen, später aber erneut als möglicher Standort geprüft. Im Endlager muss schwach-, mittel- und hochradioaktiver Atommüll Zehntausende bis Hunderttausende von Jahren tief im Boden vergraben werden, bis er harmlos zerfällt.

Langer Genehmigungsprozess

Nach dem Standortentscheid wird die Nagra ihr Gesuch voraussichtlich gegen Ende 2024 bei den Bundesbehörden einreichen. Der Bundesrat entscheidet voraussichtlich erst 2029 endgültig über den Standort. Danach muss das Parlament dem Lager zustimmen. Es ist damit zu rechnen, dass es danach eine Volksabstimmung geben wird. Der Baubeginn ist für 2045 vorgesehen. Gemäss Nagra-Konzept könnten die ersten Abfälle um das Jahr 2050 eingelagert werden. Danach folgt eine «Beobachtungsphase» von voraussichtlich 50 Jahren. 2115 soll das Lager geschlossen werden.

Antwort von der Website Jura Ost (Bözberg).

Rahmen öffnen Rahmen schließen

Im Widerstand gegen eine mögliche Lagerstätte Jura Ost am Bözberg fühlt sich der Verein Kein Atommüll im Bözberg (Kaib) grundsätzlich bestätigt. Auf die dortigen geologischen Probleme wurde immer wieder hingewiesen. „Aus dieser Sicht sind wir zufrieden“, sagte Kaib-Präsident Max Chopard, ehemaliger Nationalrat (SP/AG), zum Standortvorschlag der Nagra in Nördlich Lägern. Er wies darauf hin, dass es an allen drei Standorten offene Sicherheitsfragen gebe. Der Regierungsrat des Kantons Aargau wird zusammen mit dem Regierungsrat von Zürich erst am Montag offiziell Stellung nehmen. Das sagte der Aargauer Regierungsvertreter Peter Buri auf Anfrage von Keystone-SDA. Der Aargauer Regierungsrat hat sich stets gegen den Standort Jura Ost für ein Endlager ausgesprochen, aber eine konstruktive Zusammenarbeit zugesagt. Am Standort Jura Ost sorgte sich der Kantonsrat um das Grundwasser und die Nutzung von Mineral- und Thermalwasser. Die Flusstäler von Aare und Rhein sind wichtige Speicher und Grundwasserlieferanten.

Zürcher Parteien haben noch Fragen

Die SVP des Kantons Zürich begrüsst in einer Medienmitteilung, dass mit dem Standortentscheid nach 14 Jahren endlich ein grosser Schritt in Richtung sichere Lagerung getan wurde. Beim Bau des Lagers müssten die Eigentumsrechte der Bürger und die Autonomie der Gemeinde in Sachen Raumplanung gewahrt werden, so die SVP weiter. Zudem müssen die direkt betroffenen Gemeinden entschädigt werden. Die SVP ZH fordert ausserdem, dass Pläne für Versorgungswege zum Thema Sicherheit öffentlich gemacht werden. Die SP des Kantons Zürich hat noch zu viele offene Fragen und verweist in ihrer Stellungnahme auf den Schutz von tiefem Grundwasser oder auf potenzielle Gasvorkommen, die den Bau einer tiefen Reserve in Frage stellen könnten. Bei der Entsorgung von Atommüll sind höchste Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Die betroffene Bevölkerung in der Region Nördlich Lägern fordert einen sehr hohen Tribut, berichtet die SP. Alternative Lösungen sollten auch in Betracht gezogen werden, bevor ein tiefes Repository erstellt wird. Beide Parteien sind sich einig, dass dieser Standortentscheid akzeptiert werden sollte, falls sich herausstellen sollte, dass das Gebiet Nördlich Lägern tatsächlich das sicherste Gebiet der Schweiz ist.