Wenn Sie an Volvo denken, denken Sie wahrscheinlich an den Sicherheitsaspekt. Dies ist immer noch im C40 Recharge vertreten. Haben sich die Schweden auch beim Rest des Autos große Mühe gegeben oder hat auch der chinesische Verband des Konzerns seine Spuren hinterlassen? All diese Dinge klären wir in diesem Testbericht, aber eines muss vorweg gesagt werden: Der Volvo C40 Recharge ist ein richtig gutes Elektroauto. Wer lieber die SUV-Version, den XC40 Recharge, sehen möchte, sollte diesen Testbericht lesen. Mein Kollege David konnte den XC40 ausgiebig in Österreich fahren.
Design: Schwedisch durch und durch
Das Design von Volvo ist einzigartig. Passend für alle modernen Volvo-Fahrzeuge. Der C40 Recharge hat längere LED-Rückleuchten erhalten. Diese reinrassige und minimalistische Mentalität des schwedischen Autoherstellers zeigt sich auch im Inneren. Sei es die Leuchte mit dem Namen „Thors Hammer“ oder die Ambientebeleuchtung, die eine topografische Landschaft in Schweden zeigt. Volvo hat ein gutes Auge für Details und Design (man sieht es zum Beispiel an den schwedischen Flaggen auf den Sitzen).
Interieur: Minimalistisch und doch elegant
Innen hält Volvo an seinem bewährten Design fest, hat aber ein paar subtile Details verbessert oder verändert. Das Lenkrad ist edel und aus Kunstleder. Insgesamt sagt Volvo, dass es im C40 einen komplett tierfreien Innenraum gibt. Das ist sehr gut, vor allem aus Umweltgesichtspunkten. Die Sitze waren in unserer Testwagenkonfiguration beide elektronisch verstellbar. Das Cockpit-Display bietet eine sehr hochauflösende Anzeige und zwei Ansichten zur Auswahl. Hier merkt man den minimalistischen Touch, den Volvo anstrebt. Die Mediensteuerung befindet sich direkt unter dem mittleren Bildschirm. Diese sind sehr einfach zugänglich und zu verwenden. Während viele Hersteller auf Touch-Buttons am Lenkrad setzen, setzt Volvo beim C40 und XC40 weiterhin auf bewährte, „echte“ Buttons. Die Bedienung ist ganz einfach. Auf der linken Seite befinden sich die „Assistenzsysteme“ und der adaptive Tempomat, auf der rechten Seite die Medien- und Sprachsteuerungstasten. Generell fühlt man sich im C40 Recharge sehr wohl und erreicht die gewünschten Funktionen in nur wenigen Schritten, ohne groß nachdenken zu müssen. Hier hat Volvo eine sehr gute Bedienphilosophie für den Innenraum entworfen.
Infotainment: Android Automotive auf Hochtouren
In der Regel würde man jetzt ein „gut“ funktionierendes Infotainmentsystem erwarten, das aber verbesserungswürdig wäre. Zumindest wenn Volvo nicht auf Android Automotive setzen würde. Aber die neue Software von Google ist in den XC40 und C40 Recharge integriert. Kurz gesagt, Google bietet alles, was das Herz begehrt. Dabei spielt es keine Rolle, ob er Spotify direkt ohne Mobilfunkverbindung nutzen oder Google Assistant fragen kann, was heute so los ist. Oder noch besser, öffnen Sie das Garagentor per Sprachbefehl. Bild: Alexander Karwig für TechnikNews Das System läuft sehr flüssig und schnell ohne lange Wartezeiten oder Ruckler. Volvo hat im C40 Recharge eine 4G LTE e-SIM verbaut. Dadurch wird die notwendige Internetverbindung für Spotify, YouTube Music oder den Google Play Store und die dort verfügbaren Apps bereitgestellt. Leider gibt es derzeit keine Netflix- oder YouTube-Video-App. Diese werden wahrscheinlich zu einem späteren Zeitpunkt im Play Store auf Android-Autosystemen erscheinen. Wir sind neugierig, warum es verwendet werden kann, um die Ladezeit (Punching) zu bekämpfen. Die Klimaanlage funktioniert auch über den zentralen Bildschirm. Wie die anderen Fahrzeugeinstellungen funktionieren diese im Alltag hervorragend, ohne Ruckeln oder Leistungsprobleme. Die physische Home-Taste unten bringt Sie jederzeit zum Hauptbildschirm. Googles Vorstoß ins Auto, insbesondere E-Auto, wird erfolgreich sein. Nach zwei Wochen Nutzung von Android Automotive im Alltag kann ich das bestätigen. Immer mehr Hersteller setzen statt auf ein proprietäres System auf die Gesamtlösung von Google. Vor kurzem wurde der Renault Megane E-Tech Electric mit Android Automotive auf den Markt gebracht. Angefangen hat Polestar mit dem Polestar 2. Inzwischen hat Volvo zwei Modelle mit dem Betriebssystem von Google ausgestattet – und künftig will sogar BMW bei der Google-Lösung einsteigen. Wir sind mehr als gespannt, wohin die Reise geht.
Fahreindruck: 408 PS mit Allradantrieb machen (sehr) Spaß
Dank des Recharge TWIN-Motorsystems im C40 Recharge verfügt unsere Variante über einen 50:50-Allradantrieb. 204 PS an der Hinterachse und 204 PS an der Vorderachse. Das spürt man, der C40 lässt sich auch auf felsigem und hügeligem Gelände gut fahren, aber auch auf offener Straße ist per „Launch Control“ der 0-100 km/h in nur 4,7 Sekunden möglich. Nicht schlecht für ein SUV-Coupé. Kurz gesagt, es macht wirklich viel Spaß zu fahren. Die Federung ist sehr komfortabel und man spürt nicht jedes kleine Schlagloch. Dank der „One-Pedal“-Funktion gelingt die Erholung ohne größere Probleme. Bei manchen Herstellern kann man sich nur so lange erholen, bis man “schief fährt” und kein “richtiges” Gefühl mit einem Pedal hat. Aber Volvo hat diese Funktion sehr gut integriert. Der Wählhebel eignet sich sehr gut zum „Schalten“ im 1-Gang-Automatikgetriebe, das in praktisch jedem Elektroauto vorhanden ist. Auch wenn es anfangs etwas verwirrend war – vorwärts schieben ist rückwärts und rückwärts schieben ist vorwärts. Das ist aber nach kurzer Eingewöhnung eher eine Beschwerde auf hohem Niveau. Die elektronische Feststellbremse befindet sich als einfacher Knopf direkt daneben. Bild: Alexander Karwig für TechnikNews Bild: Alexander Karwig für TechnikNews
LED-Matrixlicht: Eine clevere Erfindung
Neben dem „Thors Hammer“ stattet Volvo den C40 Recharge auch mit Pixel LED Matrix-Scheinwerfern aus. Diese beleuchten nachts die Straße, indem sie das Fernlicht um Fahrzeuge herum „abdecken“, die sich neben oder vor Ihnen bewegen (entweder Gegenverkehr oder über mehrere Fahrspuren hinweg). Dieses System wird von vielen Herstellern in Betracht gezogen, und meiner Meinung nach ist das Hauptmerkmal, das beim Kauf oder Leasing eines Autos zu berücksichtigen ist, dass es die LED-Matrix-Scheinwerfer als Option anbietet. Wirklich entspannteres Fahren ist in der Dämmerung oder in der Nacht möglich. Der Fahrbahnrand bleibt mit Fernlicht ausgeleuchtet und niemand auf der Fahrbahn wird geblendet. Volvo schafft es, dieses System sehr gut zu integrieren. Zumindest haben wir bei Nachtfahrten keinen Rücklichtblitz bekommen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass es gut zu funktionieren scheint. Dank einer schönen Ein- und Ausblendanimation können Sie das Licht auch in Aktion sehen.
Reichweite im Alltag: Mehr als ausreichend
Im Alltag bin ich mit dem Volvo C40 Recharge gut durch die Arbeitswoche gekommen und auch andere längere Fahrten hat er ohne größere Probleme absolviert. Nach WLTP-Standard gibt Volvo eine Reichweite von 449 km an. Das ist nicht wirklich realistisch. Leider benötigt der Volvo C40 Recharge wie der XC40 Recharge rund 22 kWh/100 km Durchschnittsverbrauch aus der 69-kWh-Batterie. Das ist deutlich günstiger als andere vergleichbare Modelle. In unserem Langstreckentest mit einem Mix aus Autobahnen und Landstraßen haben wir jedoch mit eingeschalteter Klimaanlage eine Distanz von rund 360 bis 380 km erreicht. Laut Bordcomputer erreichte der Volvo im täglichen Pendeln maximal 430 km, wenn er zu 100 % geladen war. Ein guter Preis, der für fast jeden im Alltag ausreichen dürfte. Am Bordcomputer können verschiedene Einstellungen zum Ladeplan vorgenommen werden. Auch das wichtige „Ladelimit“ lässt sich hier einstellen, denn bei einer Ladung bis zu 80 Prozent hält der Akku länger durch. Bei unserem Testwagen waren mindestens 80 Prozent als Standardwert eingestellt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Volvo es auch zum Standard machen wird.
Soundsystem von Harman Kardon: Guter Sound mit ausreichend Bass
Serienmäßig ist im C40 Recharge mit Allradantrieb ein Harman Kardon Soundsystem mit 13 Lautsprechern und 12 steuerbaren Kanälen verbaut. Das System verwaltet 600W. Es klingt einfach toll. Keine Verzerrungen bei hohen Lautstärken und selbst wenn der Subwoofer auf 100 Prozent eingestellt ist, dröhnt nichts im Fahrzeug. Als Gesamtpaket liefert dieses Audioerlebnis sicherlich den gewohnten Harman Kardon Sound. Obwohl wir hoffen, dass eine Bowers and Wilkins-Fabrik ihn in Zukunft in ein vollelektrisches Volvo-Modell verwandeln wird. Laut Experten in der Kategorie High-End-Car-Audio gehören diese zu den besten Audiosystemen auf dem Markt. Bild: Alexander Karwig für TechnikNews
Mein Fazit: Schweden hat endlich Elektro geklaut
Mit dem ersten vollelektrischen Volvo machen die Schweden einiges richtig. Beim Infotainment erhält Google Hilfe, um Kompromisse zu vermeiden, und beim Rest des Autos baut es auf den Jahren auf, die Volvo großartig gemacht haben. Platz ist reichlich vorhanden, sicher gut für ein Coupé-SUV. Für die Zukunft wünsche ich mir vielleicht ein Head-up-Display, wie es derzeit viele Fahrzeuge der Konkurrenz bieten. Dazu vielleicht noch ein größeres Infotainmentsystem, denn 9 Zoll (ca. 23 cm) sind im heutigen „Screen goes first“-Sortiment mancher anderer Hersteller leider etwas zu klein. In Sachen Fahrtechnik und Fahrgefühl haben Sie mit dem Volvo C40 Recharge viel Spaß. Daher gebe ich dem C40 Recharge eine echte Empfehlung. Wenn Sie ein Coupé-SUV mit viel Platz und nahezu perfekten…