09.10.2022 4:06 Uhr

Bundesgesundheitsminister Lauterbach schließt für den Herbst harte Corona-Maßnahmen aus. Es wird keinen Lockdown oder Schließung von Schulen oder Gastronomie geben. Virologe Drosten warnt jedoch davor, dass es zu vielen Krankenständen kommen kann – und unterstützt die Maskenpflicht in Innenräumen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht für den Herbst derzeit keinen Corona-Lockdown in Deutschland. „Lockdowns sind nicht mehr gerechtfertigt. Es sei denn, wir gehen zurück in die Pandemie-Situation. Aber ich sehe die Gefahr nicht“, sagte Lauterbach der „Rheinischen Post“. Zum vom Bundestag verabschiedeten Infektionsschutzgesetz sagte Lauterbach: „Mehr Maßnahmen hätte ich mir auch nicht gewünscht. Denn mehr hätten wir auch bei der Bevölkerung nicht durchsetzen können.“ Schulschließungen oder die Schließung des Gastgewerbes seien nicht mehr nötig und „niemals für diesen Herbst gefordert“. Bundesweite Entwicklung Föderierte Staaten (15-Tage-Rückblick) Aktualisierte Kartenansicht Der renommierte Berliner Virologe Christian Drosten rechnet jedoch noch vor Dezember mit einer starken Corona-Welle. Selbst wenn die Studiengänge einfacher würden, würde dies wahrscheinlich zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten führen, warnte der Leiter der Virologie an der Charité gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Neue Varianten des Virus machten die Menschen erneut krank, so dass viele Menschen ungeachtet der Quarantänebestimmungen überhaupt nicht mehr zur Arbeit gehen konnten. Die Infizierten „müssen vielleicht nicht ins Krankenhaus, aber viele sind eine Woche krank“, erklärte Drosten. “Wenn es zu viel auf einmal ist, wird es zum Problem.”

Kritische Infrastrukturen sind erneut gefährdet

Der Coronavirus-Experte forderte daher bessere politische Vorkehrungen. „Bevor so viele Menschen krank werden, dass man nichts mehr kaufen kann, die Krankenhäuser nicht mehr funktionieren oder keine Polizisten mehr auf der Wache sind, muss man handeln“, sagte Drosten. Dazu gehört eine erneute Maskenpflicht in Innenräumen. Zudem solle die Politik für die Erhebung von Daten sorgen, auf deren Grundlage schnell Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Wellen beschlossen werden könnten, forderte Drosten. Dazu muss er bereits Kriterien festlegen, „wann welche Signale man wie handeln will“. Schließlich seien im Ernstfall „sofortige und ziemlich drastische Entscheidungen“ nötig. Auch der Wirtschaft riet Drosten in der „SZ“, sich mit Stellvertreterregelungen und Teambuilding auf eine Krankheitswelle vorzubereiten. „Ich gehe auch davon aus, dass es definitiv Betriebe geben wird, die für zwei Wochen schließen müssen“, sagte der Virologe. Die Bevölkerung werde laut Drosten voraussichtlich in der Lage sein, Kontakte zu reduzieren, wenn die Infektionszahlen steigen. „Wenn die Leute merken, dass ihnen um sie herum übel wird, dürfen sie nachts nicht rausgehen“, sagte der Experte der „Süddeutschen Zeitung“.