Viele ukrainische Kinder gehen seit März in Wien zur Schule ©APA/GEORG HOCHMUTH
    Mehr als 4.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine besuchen derzeit Schulen in Wien.  Für Standorte bedeutet der Beitritt eine zusätzliche Herausforderung, viele kämpfen bereits mit Personal- und Platzmangel.  Erschwert wird die Situation derzeit durch kurzfristige Kommunikation und Planung, kritisieren Eltern- und Lehrervertreter.  Bildungsdirektor Heinrich Himmer bittet um Verständnis: Ziel sei es, den Kindern so schnell wie möglich ein gutes Schulzuhause zu geben.       

An ihrer Schule habe die Schulleiterin am Donnerstag der ersten Schulwoche zeitgleich mit den ukrainischen Eltern erfahren, dass ab kommenden Montag eine eigene Klasse für ukrainische Schüler eingerichtet werde, berichtet Ilonka Szaal, eine Vertreterin des Elternvereins. der Ganztagsgrundschule am Aron Menczer Bildungscampus an der Wiener Landesstraße. Allerdings fehlt es am Standort an Personal für eine so neue Klasse. Das Schulgelände, das erst letztes Jahr eröffnet wurde, hat mehrere Klassenzimmer, aber in den ungenutzten Klassenzimmern gibt es keine Tafeln, Tische oder Stühle. Sie sollen am Wochenende kommen. Eine Person aus der Ukraine wurde kurzfristig als Lehrkraft aufgefunden, nachdem sich zunächst abzeichnete, dass sie mangels alternativer Gruppenlehrer aus den anderen Klassen ausfallen müsste. Die kurze Aktion habe an der Schule für große Unruhe gesorgt, kritisiert die Elternvertreterin. „Wir wollen, dass die neuen Studierenden gut ankommen“, betont sie im Gespräch mit der APA. Solche übereilten Aktionen sind nicht sehr hilfreich. Ein solch kurzfristiges Vorgehen sei kein Einzelfall, sagt Karl Dwulit vom Wiener Landeselternverein in den Pflichtschulen der APA. Die Zuordnung der ukrainischen Studenten funktioniert nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“. Dass ganze Klassen der Ukraine untergebracht werden sollen, ist seiner Meinung nach eine Ausnahme. Er hat eher den Eindruck, dass mehr als sieben ukrainische Schüler pro Standort vermieden werden, weil dann eine zusätzliche Deutschabteilung eröffnet werden müsste, für die man einen eigenen Raum und Lehrer bräuchte, was die Situation noch prekärer machen würde. „Das Bildungsreferat hat die Aufgabe, die Probleme der Stadtverwaltung zu lösen, indem es sie an die Schulen hängt“, sagt der oberste Vertreter der Wiener Pflichtschulen Thomas Krebs (FCG) gegenüber der APA. Einzelne Standorte sollten dann prüfen, wie sie das Problem lösen könnten, indem sie zum Beispiel den Schulleiter kurzzeitig selbst im Klassenzimmer haben, wenn es keine Alternativen gibt. Er schätzt, dass derzeit rund die Hälfte der ukrainischen Schüler in Schulen sind, in denen es derzeit nur eine Übergangslösung gibt und noch nicht klar ist, wie der Unterricht für diese Kinder langfristig organisiert wird. Gleichzeitig haben noch nicht einmal alle schulpflichtigen Kinder aus der Ukraine einen Schulplatz gefunden. “Da sind noch welche in der Luft.” Diese Probleme könnten nach Ansicht von Krebs nur durch eine bessere Verteilung der ukrainischen Flüchtlinge auf alle Bundesländer gelöst werden. So gerne Lehrerinnen und Lehrer Kinder und Jugendliche in Wiener Schulen willkommen heißen und ihnen wieder Normalität bieten würden – „dafür haben wir einfach nicht die Welt“. Der Einsatz von Menschen mit Ukrainischkenntnissen hilft nur bedingt, auch wenn einige von ihnen hier sehr gute Arbeit leisten. Diese Mitarbeiter verfügen jedoch häufig nicht über die erforderlichen Qualifikationen oder ausreichende Deutschkenntnisse, um sich mit anderen Mitarbeitern zu verständigen. Bei so etwas wie dem Krieg in der Ukraine sei eine langfristige Planung nicht möglich, betont Bildungsdirektor Himmer im Gespräch mit der APA. „Ich nehme die Bedenken ernst. Aber unsere Aufgabe ist es, den Menschen Plätze in den Schulen zu geben, wo sie am besten betreut werden können, und sie bei der Schulleitung bestmöglich zu begleiten – im Wissen, dass es nicht ideal ist, Kinder und Jugendliche teilweise spontan mitzubringen der Ukraine.“ Man könne einfach nicht warten, bis das ideale Umfeld in der Schule vorhanden sei. Erwarte in der ersten Schulwoche keine Wunder. „Ich bitte um Verständnis, dass nicht immer eine Erzieherin jedes Kind begleiten kann.“ An der Einstellung von zusätzlichem Personal wird trotz des Lehrermangels gearbeitet, beispielsweise sollen in den kommenden Tagen 30 zusätzliche Lehrer für Deutsch als Fremdsprache eingestellt werden.