Das Hauptklärwerk in Simmering deckt seinen Energiebedarf seit knapp zwei Jahren selbst. Strom und Wärme werden aus dem Klärschlamm der Umgebung erzeugt. Sogar so viel, dass der Rest ins Versorgungsnetz eingespeist werden kann.
10.09.2022 06.05
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Es klingt ein wenig unbequem: Der bei der Kläranlage anfallende Schlamm verrottet zunächst in eigenen Behältern. Dabei entsteht sogenanntes grünes Gas, hauptsächlich Methan. Das Gas wird zu Wärmekraftwerken geleitet und dort verbrannt, wodurch Strom und Wärme erzeugt werden. Der Schlamm geht auch in die Verbrennungsanlage und wird zu Wärme. Im ersten Halbjahr deckte die Kläranlage 115 Prozent des Strombedarfs und 180 Prozent des Wärmebedarfs. Der Rest wird in die Stromnetze eingespeist. Die Kläranlage sei „vom großen Energieverbraucher zum echten Öko-Kraftwerk“ geworden, sagt Klimaberater Jürgen Czernohorzky (SPÖ).
Heizung für Wiener Haushalte
Gereinigtes Abwasser soll künftig auch zur Wärmeerzeugung genutzt werden: Im kommenden Jahr startet die große Wärmepumpe am Ablauf der Kläranlage. Es gibt sechs voll ausgebaute Wärmepumpen, die dem aufbereiteten Wasser über Wärmetauscher etwa 6 Grad Celsius entziehen. Dank moderner Technik kann Wien Energie diese niedrige Temperatur nutzen, um Wärme mit über 90 Grad Celsius zu erzeugen. Diese Wärme fließt dann in Form von Warmwasser durch das Fernwärmenetz zu den tausenden Wiener Wohnungen, die mit Fernwärme versorgt werden. Ab 2023 wird die Großwärmepumpe mit einer Leistung von 55 Megawatt bis zu 56.000 Wiener Haushalte mit Ökowärme versorgen und im Vollausbau (2027) mit doppelter Leistung (110 Megawatt) dann bis zu 112.000 Haushalte.
Gereinigtes Wasser fließt in die Donau
Seit 1980 reinigt die Zentralkläranlage der Stadt Simmering die Wiener Abwässer. Mehr als 6.000 Liter Abwasser gelangen pro Sekunde in die Anlage. In 20 Stunden durchläuft das Abwasser nach einer Stufe der mechanischen Reinigung zwei Stufen der biologischen Reinigung. Täglich werden etwa 20.000 kg Feststoffe und mehr als 100.000 kg gelöste Schadstoffe aus dem Abwasser entfernt. Das gereinigte Abwasser fließt durch den Donaukanal in die Donau, ohne deren Wasserqualität zu beeinträchtigen.