Der Vorstoß fällt mit langjährigen Reformbemühungen katholischer Bischöfe zusammen. Der Entwurf der Bischofskonferenz für eine neue “Grundordnung des Kirchendienstes” besagt unter anderem, dass das Privatleben der Mitarbeiter, “insbesondere das Beziehungs- und Privatleben”, keinen Kündigungsgrund mehr darstellen soll, wenn es nicht kirchlich ausgerichtet ist Lehren. Die Kirchen in der Bundesrepublik haben ein eigenes Arbeitsrecht. Dieses Selbstbestimmungsrecht ist im Grundgesetz verankert. Dazu gehören in der katholischen Kirche auch Anforderungen an die private Lebensgestaltung der 790.000 Caritas- und Kirchenmitarbeiter. Darüber hinaus gibt es einen eigenen Modus der Tarifverhandlungen: Löhne werden in separaten Gremien ohne Gewerkschaften ausgehandelt. Aussperrungen und Streiks gibt es nicht. In jüngerer Zeit ist das kirchliche Arbeitsrecht durch die europäische Rechtsprechung stark unter Druck geraten. (KNA)
20.20 Uhr: Bischöfe und Laien: Homosexualität in der Kirche neu bewerten
Katholische Bischöfe und auf dem Synodenweg vertretene Laien fordern eine Neubewertung von Homosexualität in der katholischen Kirche. Die Kirche muss bekennen, dass sie Homosexuellen durch ihre Lehre und Praxis Leid zugefügt hat. Außerdem soll niemandem wegen seiner Homosexualität die Übernahme kirchlicher Ämter oder der Empfang der Priesterweihe verweigert werden. Weiter heißt es in der Zeitung: “Homosexualität ist keine Krankheit.” Am Freitagabend hat die Vollversammlung des Synodenwegs in Frankfurt dem Dokument in zweiter Lesung mit großer Mehrheit zugestimmt. 92 Prozent aller Delegierten und 83 Prozent der Bischöfe stimmten dafür. Nach einer kontroversen Debatte zogen sich die Bischöfe in einer internen Konsultation vor der Abstimmung zurück. Die derzeit gültige kirchliche Lehre, wonach das Ausüben von Homosexualität sündig sei, könne nur vom Papst oder einem Konzil geändert werden. (KNA)
17.15 Uhr: Bischof Wilmer enttäuscht von der synodalen Abstimmung
Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer zeigt sich enttäuscht über das Ergebnis der Abstimmung über den Vorstoß der Synode zu einer veränderten katholischen Sexuallehre. Dies sei ein klarer Rückschlag für die Reformvorhaben der Kirche, so Wilmer in einer vom Bistum Hildesheim verbreiteten Stellungnahme. „Ich habe für das Grundsatzdokument zur Reform der katholischen Sexualerziehung gestimmt und bin sehr verärgert darüber, dass keine Zweidrittelmehrheit der Bischöfe erreicht wurde“, sagte der Bischof. Er verstehe und teile die Enttäuschung vieler Katholiken, dass der Text am Donnerstagnachmittag nicht zur Abstimmung kam, sagte Wilmer. Die Reform der kirchlichen Sexuallehre ist und bleibt ein wichtiges Thema. „Die Ablehnung des Grundsatzdokuments durch eine Minderheit der Bischöfe ändert daran nichts“, so Wilmer weiter. Er versicherte den Gläubigen im Bistum Hildesheim, sich weiterhin für die Erneuerung der katholischen Sexualethik einzusetzen. Zu Beginn der vorletzten Generalversammlung des Synodalen Weges scheiterte am Donnerstag das erste Grundsatzdokument zur Liberalisierung der katholischen Sexualethik, weil eine Minderheit von Bischöfen es blockierte. Nach einer sehr emotionalen Diskussion berieten die Bischöfe und weitere anwesende Vertreter dann bis spät in die Nacht in getrennten Krisensitzungen über das weitere Vorgehen. Am Freitag setzten die Vertreter ihre Diskussion fort. (KNA)
13:00 Uhr: Synodalversammlung feiert gemeinsam Eucharistie
Rund 200 Teilnehmer der Generalversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt feierten am Freitagnachmittag gemeinsam Eucharistiefeier. Den Gottesdienst auf dem Frankfurter Messegelände hielt der Präsident der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. In einem Gebet bat er darum, dass „uns nichts voneinander und von Jesus trennt“. Er hat nicht gepredigt. Am Vormittag forderten einige Mitglieder der Synode in einer teils emotional geführten Debatte, die gemeinsame Feier der Eucharistie aus dem Programm der Vollversammlung zu streichen. Als Entschuldigung verwiesen sie auf den Skandal vom Vorabend, der sich ereignet hatte, als eine hemmende Minderheit von Bischöfen einen Grundsatztext für eine liberalere und tolerantere kirchliche Sexualmoral niederschlug. Andere Synoden kritisierten jene Bischöfe, die bereits am Freitagmorgen einen eigenen Gottesdienst im kleinen Kreis abgehalten hatten. Die Benediktinerin Philippa Rath sprach in diesem Zusammenhang von einer „Selbstexkommunikation“ dieser Gruppe. Diese Wortwahl wurde von Bischof Gregor Maria Hanke von Eichstätt, der am Frühgottesdienst teilgenommen hatte, sowie von Bischof Bätzing entschieden zurückgewiesen. Die gemeinsame Feier der Eucharistie ist Mittelpunkt und Höhepunkt des kirchlichen Lebens in der katholischen Kirche. In der Theologie ist das Aufhören der eucharistischen Kommunion gleichbedeutend mit dem Ende der kirchlichen Kommunion. (KNA)
12 Uhr: Missbrauchsopfer danken Bischof Ackerman und kritisieren
Der Betroffenebeirat der Deutschen Bischofskonferenz dankte dem scheidenden Missbrauchsbeauftragten Bischof Stephan Ackermann für seine Arbeit. Zugleich kritisierte der Abgeordnete Johannes Norpoth auf der Synodenversammlung am Freitag die in diesem Zusammenhang von den Bischöfen angekündigte Umstrukturierung. Im Juli gab es nur ein Gespräch mit dem Beirat der Betroffenen – obwohl die Bischöfe ihre Grundsatzentscheidung bereits im vergangenen Herbst getroffen hatten. “So sieht das Zeitmanagement der Deutschen Bischofskonferenz vor einer Aufgabe aus, die zum Wohle der Betroffenen niemals aufgeschoben werden kann, im wahrsten Sinne des Wortes immer lebensnotwendig ist?” fragte Norpoth. Nach zwölf Jahren tritt Ackerman Ende September zurück. Norpoth plädierte dafür, die Missbrauchsthematik aus dem Sekretariat der Bischofskonferenz zu delegieren und in eine eigenständige Struktur zu überführen, etwa durch eine Musterinstitution. Die Arbeit mit Betroffenen braucht eine angemessene finanzielle und personelle Ausstattung, die eine unabhängige Überwachung und Unterstützung der Betroffenen ermöglicht „und nicht gemeinsam gesteuert wird“. Norpoth weiter: „Wir sind gespannt: gespannt auf die Umsetzung dieser Neuordnung und schließlich auch auf die Ernennung eines oder mehrerer neuer Missbrauchsbeauftragter für die Deutsche Bischofskonferenz.“ Gleichzeitig machte Norpoth deutlich, dass mit weiteren Zivilklagen von Missbrauchsopfern gegen deutsche Diözesen zu rechnen sei. Es verwies auf eine Schadensersatzklage eines Missbrauchsopfers gegen das Erzbistum Köln. Der Kläger wirft dem Erzbistum Amtspflichtverletzung vor und fordert 725.000 Euro. Es sei “unvorhersehbar, wie viele Klagen folgen werden”, sagte Norpoth. Die Klage sei auch Ausdruck der “massiven Unzufriedenheit” mit der Haltung der Bischöfe, die Not der Betroffenen anzuerkennen, sagte Norpoth. Rund 65 Prozent der Entschädigungsbeträge liegen bei 20.000 Euro oder darunter, in weiten Teilen unter 10.000 Euro, teilweise sogar unter 5.000 Euro. Das mache vieles deutlich, “aber sicher keine wertschätzende Haltung gegenüber Opfern sexuellen Missbrauchs”. Ab dem 1. Januar 2021 entscheidet die Unabhängige Kommission für Anerkennungsgelder (UKA) mit Sitz in Bonn, wie viel Geld Opfer von Missbrauch in der katholischen Kirche als Anerkennung ihres Leidens erhalten. (Rom/KNA)
11.45 Uhr: Die Bischöfe Timmerevers und Jung bringen ihr Bedauern über das Ergebnis der Abstimmung zum Ausdruck
Nach der gescheiterten Verabschiedung des Grundlagentextes für eine erneuerte Sexualethik am Donnerstag auf der Synodenversammlung in Frankfurt haben sich zwei Bischöfe zu Wort gemeldet und das Ergebnis bedauert. Heinrich Timmerevers, Bischof des Bistums Dresden-Meißen, zeigte sich “sehr enttäuscht und betrübt” über das Ergebnis der Abstimmung, teilte das Bistum am Donnerstagabend mit. „So hatte ich das nicht erwartet“, sagte Timmervers und verwies auf die Zweidrittelmehrheit der Bischöfe, die für eine Adoption nötig, aber nicht erreicht sei. „Ich sehe den Text, an dem ich mitgearbeitet habe und den ich voll und ganz unterstütze, weiterhin als zentrale Leitlinie für die zukünftige Sichtweise der Kirche auf Sexualität.“ Für sein bischöfliches Handeln bliebe der inhaltliche Vorschlag einer erneuerten Sexualmoral aktiv. Auch der Würzburger Bischof Franz Jung zeigte sich schockiert über das Wahlverhalten der Bischöfe. „Ich habe das nicht erwartet und es ist natürlich eine Enttäuschung“, sagte Jung am Freitag in einem Video-Statement seiner Diözese. Er selbst habe für die Annahme des Basistextes gestimmt. Nach der „#OutInChurch“-Initiative und der Veröffentlichung des Plans für eine neue Grundordnung der kirchlichen Liturgie war überraschend, dass mehrere Bischöfe dem Inhalt des Papiers nicht zustimmen konnten. Allerdings gab es auf der Bischofskonferenz keine vorläufige Abstimmung. “Wahrscheinlich war es ein Fehler”, sagte Jung. (Rom)
11.15 Uhr: Missbrauchsopfer sehen in der Kirche Anzeichen von „Rassenverbrechen“.
Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz sieht Anzeichen von „Rassenkriminalität“ in…