In Mausmodellen konnte das Tumorwachstum verlangsamt werden Die bevorzugte Nahrung für Zellen sind in der Regel freie Aminosäuren, die Bausteine der im Blut zugeführten Proteine. Wenn Krebszellen im nicht durchbluteten Tumorgewebe nährstoffarm sind, können sie ihre Ernährung umstellen und sich dem Abbau von Proteinen in ihrer Umgebung zuwenden. Bisher sind die Mechanismen dieses Schalters nicht gut verstanden. In ihrer Arbeit setzten Wissenschaftler um Johannes Zuber vom Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) und Wilhelm Palm vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg Krebszellen einem Aminosäuremangel aus, der in vielen Tumoren auftritt. Anschließend verwendeten sie die CRISPR-Cas9-Genschere, um die Gene einzeln auszuschalten, um die Komponenten zu identifizieren, die an der Änderung der Nährstoffquelle beteiligt sind. “LYSET” ist entscheidend für Lysosomen Forscher haben ein bisher nicht charakterisiertes Gen entdeckt, das nur dann eine Rolle spielt, wenn Krebszellen aufgrund eines Mangels an normalen Nährstoffen Proteine aus der Umwelt zugeführt bekommen. Dieses als „LYSET“ (Lysosomal Enzyme Trafficking Factor) bekannte Gen ist entscheidend für die Funktion der sogenannten Lysosomen, die auch als „Magen der Zelle“ bezeichnet werden. Diese kleinen zellulären Strukturen enthalten unter anderem Enzyme zum Abbau von Fremdstoffen oder körpereigenen Stoffen wie Proteinen. Weitere Experimente zeigten, dass LYSET ein zentraler Bestandteil des Stoffwechselwegs (Mannose-6-Phosphat) ist, der Lysosomen mit Verdauungsenzymen versorgt. Fehlt LYSET, fehlen den Krebszellen die Enzyme in ihren Lysosomen und sie können sich nicht mehr der alternativen Nährstoffquelle zuwenden. In mehreren Mausmodellen haben Forscher gezeigt, dass das Tumorwachstum dann deutlich verlangsamt wird. Daher sieht Zuber in LYSET und dem Mannose-6-Phosphat-Weg einen möglichen molekularen Ansatzpunkt, um therapeutisch in den Stoffwechsel von Krebszellen einzugreifen, wie er in einer Pressemitteilung erläutert. Veröffentlichung:
(APA/rot, Foto: APA/APA/dpa)